Die sechs Geschmacksrichtungen im Ayurveda (Teil 1)

Im Ayurveda gibt es sechs Geschmacksrichtungen: süß, sauer, salzig, bitter, scharf, zusammenziehend/herb. Diese sind sowohl in allen Gewürzen als auch in jedem Nahrungsmittel präsent. In manchen Nahrungsmitteln ist ein vor allem ein Geschmack vorherrschend, in anderen sind mehrere gleichermaßen enthalten. Der Einsatz aller Geschmacksrichtungen in einer Mahlzeit macht dein Essen zu einem Geschmackserlebnis der ganz besonderen Art. 

Selbst wenn nicht jede Komponente deines Essens alle Geschmäcker enthält, so macht der Zusammenklang der einzelnen Bestandteile deine Mahlzeit ausgewogen. Ich hab das schon öfter gemerkt, wenn ich zum Beispiel mit der Würzung meines Hummus nicht ganz zufrieden war. Wenn ich ihn mit den anderen Bestandteilen meines Essens wie dem Reis, der Gemüsepfanne etc. gegessen habe, war es insgesamt total harmonisch. Danach fühle ich mich dann satt. Eventuell habe ich noch Lust auf ein Stück zartbittere Schokolade oder ein wenig Kräuter pur. Aber der Heißhunger auf die Tafel Schokolade oder das Gefühl noch einen weiteren Teller des Essens verschlingen zu müssen, bleibt aus.

Jede Geschmacksrichtung hat eine Funktion im Körper. So ist zum Beispiel der süße Geschmack für den Gewebsaufbau zuständig wie den Aufbau von allen Körperbestandteilen. Bei Übermäßigem Verzehr kommt es allerdings zur Zunahme von Körpergewicht. Alle Geschmäcker sind wichtig, sollten aber ausgewogen verwendet werden. Hör einfach einmal auf dein Gefühl und du wirst das richtig machen. Ich habe zu jeder Geschmacksrichtung einen einfachen Tipps parat, wie du das in deine Mahlzeiten integrieren kannst.

Der süße Geschmack

LebensmittelGewürze
Getreide wie Weizen, Dinkel, Reis
Getreideerzeugnisse wie Nudeln und Brot
Süße Früchte wie Heidelbeeren, süße Äpfel
Süße Gemüsesorten wie alle Arten von Rüben, Rote Bete
Milch
Zucker und Süßungsmittel wie Sirup
Fenchel
Kardamom
Ingwer
Knoblauch
Zimt

Der süße Geschmack ist in unseren Lebensmitteln wohl am weitesten verbreitet. Wir lernen ihn schon gleich am Anfang unseres Lebens kennen: Muttermilch wird der süßen Geschmacksrichtung zugeordnet. Kinder lieben den süßen Geschmack. Auch der Steinzeitmensch wusste, dass der süße Geschmack meist auf ein ungiftiges Lebensmittel hindeutet. Vermutlich sind wir daher von der Natur geprägt, dass wir den süßen Geschmack bevorzugen.

Süß ist aus ayurvedischer Sicht nicht gleichbedeutend mit Zucker. Natürlich wird auch Zucker und alle süßenden Lebensmittel wie Sirup oder Honig bei dem süßen Geschmack eingeordnet. Aber auch Getreide gilt als süß. Die meisten in der Erde wachsenden Nahrungsmittel wie Karotten, Rote Bete oder Knollensellerie sind ebenfalls süße Gemüsesorten. Wie passend also, dass man auch sagt, dass der süße Geschmack „erdend“ wirkt und bei Stress hilft.

Mach dir doch mal eine Karottensuppe oder ein Curry mit Rote Bete, wenn du gestresst bist. Es wird dich wieder sanft auf den Boden der Tatsachen zurückbringen und das Stress-Dosha Vata besänftigen.

Der süße Geschmack verringert Vata und Pitta und erhöht Kapha.

Tipp: Gib einfach ein paar Nüsse oder Saaten über dein Essen. Gleichzeitig bekommmt dein Essen auch gleich noch etwas extra Biss.

Nüsse und Saaten sind sehr gute Lieferanten für wichtige Nährstoffe, Vitalstoffe und Eiweiß. Ob als Nussmuss, Tahin, geröstet oder gemahlen – probier aus, was dir am besten schmeckt.

Der saure Geschmack

LebensmittelGewürze
Zitrusfrüchte wie Zitrone, Limette
Milchprodukte wie Quark, Buttermilch, Joghurt
Gemüse wie Sauerampfer, Tomate
Essig
Fermentierte Nahrungsmittel
Tomatenpulver
Sumach

Sauer macht lustig – das ist einer der Lieblingssprüche meines liebsten Ayurveda Arztes. Der saure Geschmack in Maßen genossen aktiviert die Verdauung und das wiederum gibt körperliche sowie geistige Energie. Mit dem sauren Geschmack ist Vorsicht geboten, denn wir essen häufig zu viele Lebensmittel, die dem sauren Geschmack zugeordnet werden. Gerade Fertigprodukte enthalten viel Zitronensäure und Essig zur Konservierung. Daher sollte man diese sparsam einsetzen oder ganz vermeiden.

Zu viel von der sauren Geschmacksrichtung kann zu Sodbrennen und Entzündungen führen. Trotzdem sollte das Saure in unserer Nahrung nicht fehlen. Ein Spritzer Zitrone oder Limette gibt unserem Essen manchmal das Gewisse etwas, das es braucht.

Der saure Geschmack verringert Vata und erhöht Pitta und Kapha.

Tipp: Gib ein paar Spritzer frische Zitrone über dein Essen. Wenn dir Zitrone nicht gut bekommt, probier es mit Limette oder alternativ Sumachpulver.

Die Nährstoffe Eisen und Zink können in Verbindung mit Vitamin C vom Körper besser aufgenommen werden. Zitronensaft ist also eine gute Ergänzung für Spinat und co.

Sumachpulver kannst du übrigens im türkischen Supermarkt kaufen.

Der salzige Geschmack

LebensmittelGewürze
Meerestiere
Algen
Sojasoße, Tamari
Salz
Knoblauch

Der salzige Geschmack wird von vielen (Amateur-)Köchen häufig eingesetzt, wenn sie denken, dem Essen würde noch an Würze fehlen. Meine Erfahrung ist, dass man Salz deutlich reduzieren kann, wenn man dafür mehr andere Gewürze verwendet. Mit Salz sollte man grundsätzlich sparsam umgehen, denn verwendet man zu viel davon, führt es zu Übersäuerung im Körper und fördert Bluthochdruck.

Andererseits ist Salz lebenswichtig, denn es regelt den Nährstoff- und Wassergehalt in unserem Körper. Eine Prise Salz kann nach ausgiebigem Schwitzen wie in der Sauna wahre Wunder bewirken, denn durch das Schwitzen verliert der Körper sehr viel Salz. Auch durch übermäßigem Alkoholkonsum wird aus dem Körper Salz ausgeschwemmt. Das muss dann durch Nahrung und Getränke wieder hereingeholt werden. Vielleicht kennst du auch den Heißhunger auf Salziges nach einer durchzechten Nacht?

Der salzigee Geschmack verringert Vata und erhöht Pitta und Kapha.

Tipp: Verwende naturbelassenes Ur-Stein- oder Meersalz zum Würzen deiner Mahlzeiten.

Pobier doch auch mal meine selbst gemachte Gemüsebrühepaste als Alternative zum Würzen mit purem Salz!

Industriesalz enthält Rieselhilfen und ist stark verarbeitet. Ayurveda setzt daher auf unbehandelte, naturbelassene Salze wie Steinsalz oder Meersalz, die noch das Beste aus der Natur enthalten.

Tipp: Wenn dein Salz kein Jod enthält, ist es wichtig, dass du anderweitig Jod mit deiner Nahrung oder ggf. mittels Nahrungsergänzung zu dir nimmst. Lass dir zu dem Thema von einem Fachmann wie deinem Arzt oder Ernährungsberater helfen.

Im nächsten Blogpost stelle ich dir die anderen drei Geschmacksrichtungen scharf, bitter und zusammenziehend vor.

Quellenangabe:

Vasant Lad „Selbstheilung mit Ayurveda“

Dr. Vasant Lad, Dr. David Frawley „Die Ayurveda Pflanzenheilkunde“

Sivananda Yoga Vedanta Zentrum „Gesund und entspannt mit Ayurveda“

Kerstin Rosenberg „Die Ayurveda-Ernähung“

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