Über Ayurveda

Ayurveda – Was ist das eigentlich?

Mittlerweile wird Ayurveda in Deutschland immer bekannter: In den Buchläden findet man eigene Bereiche zum Thema Ayurveda, es gibt ayurvedische Massagen im Angebot und die meisten Leute haben das Wort auch irgendwie schon einmal gehört. So schleicht sich das Ayurveda langsam als Trend in unsere westliche Welt: Hipster und Gesundheitsbewusste esse einen warmen Porridge zum Frühstück, im Café bekommt man eine Golden Latte angeboten und Kurkuma und Ashwaghanda werden als Superfood gehyped.

Doch was genau ist Ayurveda eigentlich?

Woher kommt der Begriff Ayurveda?

Der Name Ayurveda setzt sich aus den Begriffen „Ayur“ = Leben und „Veda“ = Wissen zusammen. Damit ist Ayurveda die Wissenschaft vom (langen) Leben. Es ist eine etwa 5000 Jahre alte ganzheitliche Medizin, die traditionelle indische Medizin. Ab und an findet man auch das Kürzel TIM für traditionelle indische Medizin analog zu TCM, der traditionellen chinesischen Medizin. Schon vor tausenden von Jahren als das Ayurveda sich entwickelt hat, wusste man, dass einer der wichtigsten Grundpfeiler für Gesundheit die Ernährung ist. Dies ist eine Erkenntnis über die Ernährung, die sich heute in der westlichen Medizin erst so langsam durchsetzt. Das Wissen über die Wichtigkeit des Darms und des Mikrobioms für unsere ganzheitliche Gesundheit ist für den westlichen Kulturkreis relativ jung und wird noch stets weiter erforscht.

Das tolle an der Erkenntnis, dass unsere Ernährung unsere Gesundheit maßgeblich beeinflusst ist, dass sie beinhaltet, dass jeder selbst ganz viel für seine Gesundheit selbst tun kann. Wir selbst bestimmen ja im Wesentlichen wie wir uns ernähren und haben damit großen Einfluss auf unsere Gesundheit. Im Umkehrschluss bringt dieses Wissen natürlich auch eine große Eigentverantwortlichkeit bei der täglichen Nahrungsauswahl mit sich.

Die Ayurvedische Medizin besagt, dass man mit der Umsetzung von einfachen Ernährungsgrundlagen oft viel bewirken kann. Mit der Entscheidung darüber, was und wie wir essen, haben wir einen großen Einfluss auf unsere körperliche und geistige Gesundheit. Von daher basiert die traditionelle indische Medizin insbesondere auf Vorsorge von Krankheiten, denn sich gesund zu halten, ist wesentlich einfacher als einen kranken Körper oder Geist wieder zu heilen. Das ist genau der Punkt, wo sich westliche und indische Medizin unterscheiden und auch wunderbar ergänzen können.

Im Ayurveda gibt es sechs Stufen von Krankheit. Die ersten vier davon werden in der westlichen Medizin noch nicht als Krankheit wahrgenommen und in ihrem größeren Zusammenhang erkannt. Das ayurvedische Heilsystem greift viel früher beim Entstehen einer Erkrankung ein, da es sie schneller als solche einstuft und versucht so schwerwiegendere Erkrankungen zu verhindern.

Die westliche Medizin basiert auf dem Bekämpfen von Symptomen, die in Krankheitsphase vier bis 5 auftauchen. Ein Beispiel: ein Bakterium wird mittels eines Antibiotikums bekämpft. Der Patient hat offensichtlich ein schwaches Immunsystem und dies wierd nicht weiter behandelt. Eine Disbalance des Körpers wird hier nicht weiter behandelt.

Im Ayurveda würde man vermutlich schon die Disbalance des Immunsystems erkannt haben und kann dann die Grippe vermeiden. Oder aber man kann unterstützend zu dem Antibiotikum den Magen-Darm-Trakt wieder aufbauen, so dass das Immunsystem gestärkt wird.

In der westlichen Medizin werden also insbesondere die Symptome einer Krankheit behandelt, aber häufig nicht der Auslöser für die Krankheit selbst, da dieser oft auch nicht bekannt ist. Da beide Medizinsysteme unterschiedliche Herangehensweisen haben, ergänzen sie sich auch sehr gut. Durch die Kobination beider Heilsysteme hat man zum Beispiel im Bereich der Krebstherapie mittlerweile sehr gute Erfolge erzielt.

Ayurveda ist die älteste uns bekannte Gesundheitslehre

Im Ayurveda gibt es drei Bioenergien, die sogenannte Doshas (gesprochen: „Doschas“). Diese Doshas regeln und steuern alle Körperfunktionen. Jeder Mensch hat eine ihm eigene Verteilung der Doshas in sich, die am Anfang des Lebens festgelegt ist, seine Grundkonstitution. Die Grundkonstitution ist für jeden Menschen der Zustand der Doshas, bei dem er gesund und in Balance ist. Die Grundkonstitution ist für jeden Menschen anders.

Gerät das Gleichgewicht der Dosha-Verteilung im Körper durcheinander, so wird man krank. Krankheit ist im Ayurveda anders definiert als in der westlichen Medizin. Krankheit beginnt in der indischen Lehre schon mit einem Zustand von Unwohlsein wie z.B. als unangenehmte Reaktion auf Stress oder auf eine bestimmte Nahrung.

Die Doshas sind die Bioenergien, die alles in uns und um uns herum regeln und steuern. Alles in unserem Kosmos ist miteinander verbunden, alles wirkt sich auf einander aus.

Die Bedeutung der Ernährung im Ayurveda

Die Verdauung ist das Schlüsselelement im Ayurveda. Wenn das sogenannte Verdauungsfeuer, das sogenannte „Agni“, gut brennt – also weder zu stark noch zu schwach – dann ist der Mensch gesund. Daher ist das wichtigste Prinzip der ayurvedischen Ernährung, dass Nahrung möglichst auf die Stärke des persönlichen Verdauungsfeuers abgestimmt ist und dass man das Verdauungsfeuer erhält.

Im Allgemeinen ist gekochte Nahrung leichter zu verdauen ist als rohe Nahrungsmittel. Daher sollten wir einen Großteil unserer Nahrung kochen, bevor wir sie essen, um Verdauungsprobleme zu vermeiden.

Ein Beispiel: Ein Rohkostsalat hat sehr viele Vitamine. Leider sind diese Vitamine und Mineralstoffe, aber nicht für jeden Menschen gut zu verwerten bzw. verstoffwechseln. Viele Menschen bekommen von Salat Blähungen oder bekommen einen dicken Bauch. Am Abend gegessen, kann der vermteintlich „leichte” Salat dem ein oder anderen sogar schwer im Magen liegen. Daher ist es häufig besser, Gemüse zu dünsten, um dem Darm die Arbeit zu erleichtern.

Wenn der Mensch eine gut funktionierende Verdauung hat, ist er gesund und hat eine tolle Ausstrahlung. Stress, unsere Umwelt und negative Gefühle wirken auf uns und unsere Verdauung negativ ein – genauso wirkt sich aber auch Positives gut auf unsere Verdauung und unser allgemeines Wohlbefinden aus!

Auch die Temperatur der Nahrung spielt eine Rolle: Der Körper muss Energie verbrauchen, um kalte Nahrung auf Körperwärme zu bringen. Kalte Nahrungsmittel lassen die Blutgefäße in unserem Verdauungstrakt zusammenziehen und dadurch sind die Verdauungsorgane weniger stark durchblutet. Dies bewirkt eine Verschlechterung der Verdauungstätigkeit. Daher sollte man Mahlzeiten und Getränke warm zu sich nehmen.

Im Ayurveda wird auch von einigen Nahrungsmittelkombinationen abgeraten, da diese für den Darm schlecht zu verdauen sind. Rohes Obst sollte man zum Beispiel auf keinen Fall mit Kuhmilch zusammen essen. Daher macht die Bananenmilch aus ayurvedischer Sicht krank.

Und was heißt das jetzt konkret für dich?

Jeder Mensch wird im Ayurveda als Individuum betrachtet: Für jeden ist eine andere Ernährung je nach Gesundheitszustand und dem persönlichen Dosha-Haushalt zuträglich. Das macht die Ernährung nach Ayurveda nicht ganz so leicht für Unerfahrene. Trotzdem gibt es bestimmte Regeln, die für jeden gelten: das Frühstück sollte leicht und warm sein, die größte Mahlzeit ist das Mittagessen und abends gibt es wieder eine leichte Mahlzeit. Schwer verdauliche Nahrungsmittel werden mit bestimmten Gewürzen kombiniert, die diese leichter verdaulich machen wie beispielsweise blähender Kohl mit verdauungsförderdem Kümmel. Rohes Obst isst man am besten als Snack und nicht direkt zu oder nach einer Mahlzeit. Getränke werden warm oder mindestens in Raumtemperatur getrunken und Rohkost gibt es nur in Maßen und wenn dann zur Mittagszeit.

Die Verdauung ist entsprechend der Sonneneinstrahlung – morgens schwach, mittags stark und abends wieder schwach. Daher sind die Rezepte in meinem Blog nach Tageszeit sortiert und die Zusammenstellung der Zutaten ist so, dass es für die Verdauung besonders zuträglich ist.

Wie lebe ich Ayurveda in meinem Alltag?

Meine Rezepte sind nach den ayurvedischen Prinzipien erstellt, wie ich sie selbst lebe und gelernt habe. Ich versuche mich weitestgehend an die Regeln zu halten und Ausgleich durch Gewürze zu schaffen, wenn ich sie breche. Meine Kochanleitungen sollen dich dazu anregen, eine Ayurvedische Ernährung auszuprobieren und dich vielleicht zu eigenen Kreationen zu inspirieren.

Mich ayurvedisch zu ernähren bedeutet für mich nicht, mich ausschließlich an alle Regeln zu halten, sondern auf mein Bauchgefühl zu hören. Ich versuche Ausnahmen bewusst und ohne Reue zu genießen. Ich ernähre mich hauptsächlich vegetarisch, probiere mich gerne im veganen Kochen und esse nur ab und an Fleisch oder Fisch. Ich finde es wichtig, Bioprodukte zu kaufen, regional und saisonal einzukaufen, aber auch Ausnahmen zuzulassen, wenn Zeit oder Geld knapp sind.

Für mich hat Essen einen hohen Stellenwert, denn am Ende besteht jede Zelle meines Körpers aus dem, was ich irgendwann einmal zu mir genommen habe. Deswegen finde ich es wichtig, mich gut zu ernähren, mir dafür die Zeit in meinem Leben einzuräumen und mir qualitativ hochwertige Lebensmittel zu gönnen.